Das steinreiche Tal von Santa Maria bis Rossa erwandern.
48 Stunden im Parco Val Calanca
Text: Martin Hoch / Fotos: Nico Schaerer
Freitag, 15:00 Uhr: Paradiesischer Start
Unsere Reise beginnt himmlisch. Im wahrsten Sinne des Wortes. In der Kirche Santa Maria Assunta singen die Engel von der Kanzel herunter. Kunstvoll ist die bunte, hölzerne Kassettendecke über dem Kirchenschiff, aber auch das Kreuzgratgewölbe mit Malereien biblischer Episoden über dem Chor. Wer noch nach einer Erfrischung dürstet, setzt sich auf die Terrasse des Ristorante Bellavista.
Erkunden – Santa Maria Assunta und Ristorante Bellavista in Santa Maria.
Freitag, 16:00 Uhr: Auf zur Talwanderung
Die ViaCalanca führt in drei Etappen durchs Calancatal. Von Santa Maria nach Arvigo führt ein schmaler Pfad unterhalb des 200 Meter hoch aufragenden «Crap de Maria», durch Wälder und über Weiden. Artgenossen trifft man unterwegs wenige, dafür etliche Ziegen. Und in den Wäldern bei Buseno auf Kastanienbäume, deren Früchte einst die Bäuche der Bevölkerung stopften.
Wandern – ViaCalanca, Santa Maria – Arvigo, 8,3 km , 2 ½ Std., Aufstieg 291 hm, Abstieg 428 hm.
Freitag, 18:00 Uhr: Aus Steinen erschaffen
Am Dorfrand von Arvigo tauchen wir in die Steinkultur ein. Wir passieren den Steinbruch Alfredo Polti, ein Familienunternehmen, das den lokalen Gneis abbaut. Gleich nebenan verzückt das Bed and Breakfast Ai Cav mit stilvollen Zimmern, einer Sauna und köstlichem Essen. Auf einem Verdauungsspaziergang begehen wir die historische Brücke und schlendern an der Seilbahn, die Arvigo mit der Sonnenterrasse Braggio verbindet, vorbei.
Essen & Übernachten – Bed & Breakfast Ai Cav, Arvigo, DZ ab sFr. 85.—.
Samstag, 09:00 Uhr: Hoch über dem Tal
Wie junge Gämsen entfliehen wir dem Tal und steigen bei Selma den Weg hoch nach Landarenca (Alternativ fährt von Selma eine Seilbahn nach Landarenca hoch). Oben im Dorf angekommen, besuchen wir die wohl liebevollste Gaststube des Calancatals: die Osteria Landarenca. An den Wänden hängen Klassenfotos in Schwarz-Weiss, auf den Fenstersimsen stehen Kräuter und Blumen. Einst diente das Vorzimmer der Gaststube als Postbüro, heute kochen hier Noemi Negretti und Valentino Borgonovo Gerichte, die mit viel Leidenschaft garniert sind. Dabei setzen sie auf Lebensmittel, die rund um Landarenca wachsen, wie frische Steinpilze, die sie in den Wäldern sammeln.
Entdecken & Essen – Arvigo – Selma – Landarenca, 1 ½ – 2 Std., Osteria Landarenca, Öffnungszeiten nach Saison.
Samstag, 13:00 Uhr: Auf zur Cascata
Auf dem Weg bergauf zur Maiensässsiedlung Lego und weiter nach Cavaionc begehen wir Alpwiesen, passieren Trockensteinmauern und begegnen Ziegen. Ab Cavaionc folgen wir dem Wegweiser «Cascata» hinauf bis zum Waldrand, überqueren dort eine kleine Brücke und gelangen zu einem traumhaften Wasserfall. Ein Sprung ins kühle Wasser erfrischt und entschädigt für die gegangenen Höhenmeter. Danach folgt der Abstieg zu unserem Tagesziel.
Wandern & Baden – Landarenca – Cauco, 3 ½ Std., Aufstieg 350 hm, Abstieg 680 hm
Samstag, 18:00 Uhr: Nachts im Bauwagen
Die Pfadfinderinnenstiftung in Cauco ist Dreh- und Angelpunkt des kulturellen und sozialen Lebens und Erlebens im Calancatal. Genächtigt wird hier in einem charmanten Bauwagen.
Übernachten – Pfadfinderinnenstiftung, Cauco, ab sFr 50.— pro Nacht (exkl. Reinigungskosten), T. 091 828 13 22.
Sonntag, 09:00 Uhr: Spieglein, Spieglein ...
Auf der ViaCalanca geht’s nach Santa Domenica, wo wir bei den Imkern Silvana und Mauro Bogana einen Honig einpacken und ihre Steinkunst begutachten. Danach spazieren wir ins Paris der Belle Époque: In den Spiegelsaal der La Cascata in Augio. Weiter des Weges präsentiert sich am Dorfeingang von Rossa eine 200-jährige Linde, der «Freiheitsbaum». Er erinnert an die Loslösung des Calancatals vom Misox.
Wandern – Cauco – Rossa, ViaCalanca, 5,5 km, 1 ½ – 2 Std. La Cascata, Augio.
Sonntag, 11:00 Uhr: Bunter Abschluss
In Rossa angekommen besuchen wir die drei vom Künstler David Tremlett bunt angemalten Kapellen und werfen einen Blick auf das ähnlich farbige Ferienhaus des Architekten Davide Macullo.
Entdecken – Über die Architektur von Davide Macullo in Rossa bei einem Rundgang durchs Dorf staunen.
Autor.
Martin Hoch
Martin Hoch war über sieben Jahre auf Reisen. Wichtig waren ihm die Begegnungen mit Menschen, angetrieben hat ihn die Liebe zur Natur. Zurück in der Schweiz widmet er sich dem Reisejournalismus.