Von Müstair bis Tschierv Handwerkskunst entdecken.
48 Stunden im Naturpark Biosfera Val Müstair
Text: Martin Hoch / Fotos: Nico Schaerer
Freitag, 17.00 Uhr: Den Überblick haben
Nach gemütlichem Sitzen in Bus und Bahn sehnen wir uns nach körperlicher Ertüchtigung. Auf einem Zick-Zack-Weg geht’s ab Müstair zu Fuss durch den Wald hoch zur Burgruine Balcun At. Von der ehemaligen Burganlage sieht man nur noch wenig. Dafür umso mehr vom Münstertal und darüber hinaus ins benachbarte Südtirol.
Erkunden – Müstair – Balcun At – Müstair, 3,2 km, 1 ¼ Std., Auf- und Abstieg je 240 hm.
Freitag, 19.00 Uhr: Sich durchs Tal essen
Der Kulinarik im Val Müstair nähern wir uns im Hotel Helvetia, wo grossen Wert auf eine gepflegte Küche gelegt wird. Dabei verkochen die Gebrüder Olivier und Pierre-René Grond Hochwertiges aus dem Tal und achten darauf, viel Hausgemachtes aufzutischen. Und noch ein Tipp: Nicht vergessen, den rassigen Hirschsalsiz als Snack einzupacken.
Essen – Hotel Helvetia, Müstair, durchgehend warme Küche
Freitag, 22.00 Uhr: Die Bahn, die nie kam
Die Orientbahn, die London mit Bombay verbinden soll, werde in Zukunft durch das Val Müstair fahren. Diese Nachricht begeisterte Nicolaus Andri. So verkaufte der nach Warschau ausgewanderte Zuckerbäcker seine zwei Cafés und kehrte ins Val Müstair zurück. Die Bahn rollte nie durchs Tal, das von ihm erbaute Hotel Münsterhof heisst aber noch immer Gäste willkommen.
Übernachten – Hotel Münsterhof, Müstair. DZ ab sFr. 168.—, Appartements ab sFr. 148.— (exkl. Kurtaxen).
Samstag, 09.00 Uhr: Auf zur Schatzsuche
Wir verraten nichts. Denn um die Schatzsuche «Chatscha culinarica» ranken sich Geheimnisse und die gilt es in Erfahrung zu bringen. Einzig etwas vorab: Vom Hotel Helvetia aus führt der Weg vom Kornanbau bis zum knusprigen Brot. Und da auch Schatzsucher nicht vor Hunger und Durst gefeit sind, warten sieben feine regionale Spezialitäten, eine warme Mahlzeit und zwei Getränke auf sie.
Entdecken – Chatscha culinarica, ab Hotel Helvetia in Müstair 4 – 6 Std., ab sFr. 20.—, Reservation: T. 081 858 55 55.
Samstag, 15.00 Uhr: Noch kein Souvenir?
Wer den Laden der Handweberei Tessanda in Sta. Maria betritt, sollte nicht erschrecken, wenn dieser auf einmal erbebt. Es bedeutet, dass im Stock darüber an den Webstühlen gearbeitet wird. 15 Weberinnen aus dem schweizerischen und italienischen Teil des Val Müstair produzieren mit flinken Händen, Präzision und viel Zeitaufwand Textilarbeiten wie Duschtücher, Teppiche und Schals.
Einkaufen – Tessanda, Plaz d’Ora 14, Sta. Maria, Öffnungszeiten saisonal unterschiedlich.
Samstag, 18.00 Uhr: Gaumenkunst und Tanz
Eine besondere Adresse für Liebhaber des kulinarischen Handwerks ist der Landgasthof Staila in Fuldera. Die Gaststube ist urchig, mit einer Decke aus dem Jahr 1927, serviert wird gutbürgerliche Küche mit regionalen Produkten. Bevor es in die Heia in den mit Arvenmöbeln eingerichteten Zimmern geht, lohnt sich ein Blick auf den Veranstaltungskalender der Chastè da Cultura, wo regelmässig getanzt, gespielt und gesungen wird.
Erleben & Übernachten – Landgasthof Staila, Fuldera, DZ ab sFr. 82.—. Chastè da Cultura, Fuldera.
Sonntag, 09.00 Uhr: Ein besonderer Bewohner
Die literarische Rundwanderung oberhalb Fulderas setzt sich mit einem ehemaligen Einwohner des Dorfes auseinander: mit William Wolfensberger. Gerade mal zweieinhalb Jahre verbrachte er hier, war in dieser Zeit jedoch eine Stütze der Gemeinschaft: Als Gemeindepräsident, Kassier, Aktuar, Lehrer und Pfarrer. Spaziert wird auf Feldwegen, pausiert auf Bänken, wo jeweils Geschichten und Gedichte des Literaten aufliegen.
Entdecken – Promenada William Wolfensberger, ab Fuldera Post, 1,3 km.
Sonntag, 11.00 Uhr: Ein Schnaps zum Schluss
Zwei besondere Charaktere erschaffen in Tschierv Schnäpse, indem sie das ganze Tal destillieren. Passt bestens als Erinnerungsstück und wenn die Flasche leer ist, gibt’s einen guten Grund, in das Val Müstair zurückzukehren.
Geniessen – Antica Distilleria Beretta, Tschierv, Führung auf Anmeldung ab sFr. 12.—.
Autor.
Martin Hoch
Martin Hoch war über sieben Jahre auf Reisen. Wichtig waren ihm die Begegnungen mit Menschen, angetrieben hat ihn die Liebe zur Natur. Zurück in der Schweiz widmet er sich dem Reisejournalismus.