Supreme Mountainbiking.
Hüttentour Graubünden
Eigentlich sind wir ganz anders. Anders als die grosse Masse. Wir suchen als Liebespaar seit jeher unseren eigenen Weg abseits gesellschaftlicher Normen. Einer Norm hingegen sind wir erlegen: Wir haben geheiratet. Bereits für die Flitterwochen gehen wir aber wieder eigene Wege und beschliessen, mit dem Bike quer durch Graubünden zu fahren, in romantischen Berghütten zu übernachten und alles Nötige im Rucksack mit dabei zu haben. Bikepacking nennt man das. Fehlen soll es dabei an nichts, wir fahren gezielt exklusive Hütten an. Allesamt mit Hotelstandard im Doppelzimmer und exzellenter Küche.
Das Maximum aufs Minimum reduziert
Es ist Freitagmorgen und wir zwei Bikepacker starten unseren dreitägigen Singletrail-Honeymoon in Chur. Für die ersten 800 Höhenmeter keucht der Motor des Postautos, ab Tschiertschen ist unsere Muskelkraft gefragt. Weit hinten ist die Stadt Chur mittlerweile nur noch knapp zu erkennen, während wir uns mit jeder Kurbelumdrehung ein Stück weiter von der Zivilisation entfernen. Am Waldrand entdecken wir eine Gruppe Hirsche – darunter zwei kapitale Bullen mit imposantem Geweih. Andere fliegen um den halben Kontinent für die Tierbeobachtung, wir schwingen uns in der Heimat in den Sattel.
Unvermindert treten wir wieder in die Pedalen, erreichen das Walserdorf Medergen und steuern auf die Terrasse des Gasthofs zu. Eines haben wir uns als Motto für die drei Tage auferlegt: Wir lassen kein Bergrestaurant aus. Andere steuern in den Flitterwochen mehrmals täglich an üppige Allinclusive-Buffets. Mit unserer «Beizentour» machen wir selbiges in unserer Version.
Schliesslich nehmen wir die Trail-Abfahrt nach Sapün in Angriff. Die kleine Walsersiedlung Sapün wurde über Jahrhunderte von Bauern ganzjährig bewohnt, und aus einem dieser historischen Gebäude ist mittlerweile das Berggasthaus Heimeli geworden, die erste Absteige auf der Hüttentour. Im Haus ist alles aus Holz, die Decken sind tief, bei jedem Schritt knarrt ein Balken. Im Innern ist alles liebevoll renoviert. Dazugesellt sich ein Hotpot. Vor dem Abendessen lassen wir uns diese Gelegenheit nicht entgehen und geniessen mit einem Glas Wein den Sonnentergang.
Das ganze Wellness-Programm
Nächster Morgen. Auf über 1800 m ü. M. haben wir geschlafen wie ein Murmeltier. Überschwänglich gehts in die Abfahrt nach Langwies und da in den langen Aufstieg zum Durannapass. Der Übergang ist ein Klassiker, auch wegen des idyllischen Grüensees. Dieser ist eingebettet in sanfte Wiesen. Das zapfig kalte Wasser hält uns vom Erfrischungsbad nicht ab, im Gegenteil. Rein ins Wasser, dann sich im saftigen Gras liegend aufwärmen – das sind Badeferien nach unserem Gusto.
Schliesslich erreichen wir am späten Nachmittag den Michelshof bei St. Antönien. Das zweite Etappenziel. Auch hier: tiefe Decken, romantische Zimmer und vorzügliches Essen. Am nächsten Morgen werden wir von der Sonne geweckt, untermalt vom Gebimmel einiger Kuhglocken und einer glasklaren Sicht über das gesamte Hochtal. Es gibt nicht viel Schöneres, als auf diese Weise in den Tag zu starten.
Aber auch heute gilt: ohne Fleiss kein Preis, in diesem Fall hoch zum Stelsersee. Dieser ist der Ausgangsort der langen und kaum bekannten Singletrail-Abfahrt hinab ins Prättigau. Auch dieser Trail ist schnell, flüssig, spassig – der Höhepunkt des Vormittags. Von Grüsch zum Fadärastein wechseln wir erneut in den Aufstiegsmodus. Der Fadärastein liegt gefühlt senkrecht über Malans. Die ersten Meter der Schlussabfahrt hinab ins Rheintal sind somit knackig, dann wird der mittlerweile bekannte Trail-Modus aktiviert: schnell, flüssig, spassig. In dieser Art und Weise windet sich der Pfad hinab bis ins Ortszentrum des Winzerdorfs, wo wir in der Gartenlaube eines Gasthauses landen. Es liegt auf der Hand, die dreitägige Hüttentour bei einem Glas heimischen Blauburgunder zu feiern. Drei Tage voller Eindrücke und Erlebnisse liegen hinter uns, voller Emotionen, voller Euphorie. Genau wie wir uns eine Hochzeitsreise vorgestellt haben. Es wird nicht unsere letzte Hüttentour gewesen sein – man muss dafür ja aber nicht immer gleich heiraten.