Trailrunning-Blog 27.06.2022

Auf und Ab: Trailrunning-Camp im Rätikon

Thalia Wünsche mit anderen Teilnehmer*innen Trailrunning-Camp im Rätikon
Es war ein Auf und Ab – mein erstes Trailrunning-Camp in der Bergwelt rund um die Sulzfluh. Topographisch und innerlich. Meine Stimmung schwankte zwischen «Wieso tu ich mir das an» und «Trailrunning wird mein neuer Lieblingssport».

Von Thalia Wünsche (Text) und Patrick Luchs (Fotos)

Arme und Füsse

Tag eins des zweitägigen Camps startet in der Mitte beider Extreme. Nur als ich die Einzige bin, die bei der Frage, wer Trailrunning-Neuling sei, die Hand hebe, rutscht mir kurz das Herz in die Laufhosen. Aber gut. Immerhin gibt ein Drittel der zehn Teilnehmenden an, nur selten in den Bergen zu rennen.

Tipps zur Lauftechnik von Profi Urs Baumgartner

Zudem starten wir mit technischen Übungen, da fällt mein Manko an Erfahrung nicht auf: Angefangen von der richtigen Armposition, über das sanfte Landen auf den Füssen bis zum Einsatz von Stöcken. So arbeiten wir uns mit kurzen Laufeinheiten und vielen Erklärungen zur Carschinahütte hoch.

Rennen und Gehen

Beim letzten Aufstieg teilt sich die Spreu vom Weizen; besser gesagt die ambitionierten Trailrunner von den Hobby-Jogger*innen. Während einige locker rennend Höhenmeter vernichten, entscheide ich mich fürs Marschieren. Beides richtig, wie mich unser Coach Urs Baumgartner beruhigt. Gehen sei Teil von Trailrunning. Und wenn es richtig steil werde, sei man oft sogar gleich schnell und immer energieeffizienter unterwegs als beim Rennen.

Auch das gehört zum Trailrunning: Pause auf der Carschinahütte

Über Stock und Stein

Dass Tempo nicht nur mit Kondition, sondern auch viel mit Technik zu tun hat, lerne ich nach der Mittagspause auf der Carschinahütte. Zurück in unser Basecamp, das Berghaus Alpenrösli, geht es mehrheitlich abwärts. Der Weg ist aber schmal und wer seinen Füssen nicht blind vertraut, muss genau schauen, wo er sie hinsetzt. Während die erfahrenen Trailrunner den Berg hinunterfliegen, sind wir Neulinge langsamer und vorsichtiger unterwegs. Spass haben wir aber alle: Das Wetter ist perfekt, die Aussicht auf die Sulzfluh und den Partnunsee wunderschön und der technisch anspruchsvolle Trail rockt.

Wenn’s runter geht, entscheidet die Technik über das Tempo

Ausfallschritte und Kniebeugen

Unser zweiter Tag startet früh. Vor Sonnenaufgang versammeln wir uns zum Krafttraining; angeleitet von Physiotherapeutin Marina Steinmann. Zum Trailrunning brauche es vor allem Kondition und Technik, erklärt sie. Um Verletzungen vorzubeugen, benötigt man aber auch eine solide Bein- und Rumpfmuskulatur. Ich gebe mir Mühe, die Übungen sauber auszuführen, mich aber nicht zu verausgaben. Denn ich weiss, was heute auf dem Programm steht: ein längerer Trailrun rund um die Schijenflue und die Wiss Platte. In Zahlen: 14 Kilometer und 1000 Höhenmeter.

Ausfallschritte und Kniebeugen

Flüche und Endorphine

Der Start der Tour ist hart. Nachdem wir das Berghaus Sulzfluh hinter uns gelassen haben, geht es im Zickzack 600 Höhenmeter den Berg hinauf. Jetzt setze nicht nur ich, sondern wir alle aufs Marschieren. Es heisst aber nicht umsonst «Marschieren» statt «Gehen». Für die Strecke auf den Plasseggenpass berechnet meine Wanderapp zwei Stunden. Wir erreichen ihn nach einer.

Während ich den Berg hochkeuche, verfluche ich meine Idee, ein Trailrunning-Camp zu besuchen und verzweifle am Versuch, diesem Erlebnis etwas Positives abzugewinnen. Spass habe ich gerade keinen. Er kehrt aber zurück, nachdem wir die Grenze zwischen der Schweiz und Österreich überschritten haben, das Terrain flacher und das Joggen leichter wird.

Wer seinen Füssen nicht blind vertraut, muss genau schauen, wo er sie hinsetzt

Von da an geht es nur noch aufwärts; nicht topografisch, sondern innerlich. Nach einem Abstecher zum Tilisunasee kehren wir übers Tilisuna-Fürggli auf Schweizer Boden zurück. Von hier führt der Trail in grossen Schlenkern hinunter nach Partnun, wo unsere Unterkunft steht. Dank ausgedehnter Mittagspause und Bad im eiskalten See sind die Muskeln wieder ausgeruht und der Kopf wieder bereit. Lockeren Schrittes geht es den Berg hinunter. Endorphine schiessen durch meinen Körper und ich fühle mich wie ein Kind, das aus purer Freude am Rennen rennt. Und zum Glück ist da kein Mami, das uns hinterher schreit: «In den Bergen wird nicht gerannt.»

Aufwärts trailrunnen

Meine 3 Erkenntnisse aus dem Trailrunning-Camp

  • Unbedingt Trails auswählen, die der eigenen Kondition und den technischen Fähigkeiten entsprechen. Damit der Spassfaktor hoch bleibt, geht man zu Beginn besser nicht ans Limit.
  • Im Gegensatz zum Joggen (für mich eine Solo-Sportart) macht Trailrunning in Gesellschaft mehr Spass. Ist man nicht allein unterwegs, macht man mehr und längere Pausen. So wird aus der Sporteinheit ein Ausflug in die Berge.
  • Ein Trailrunning-Camp bietet einen guten Einstieg in die neue Sportart. In der Gruppe fällt es leichter, über sich hinauszuwachsen, und dank den Coaches konnte ich meine Lauftechnik verbessern.
Trailrunning Gruppe

Das Basecamp: Berghaus Alpenrösli

Übernachtet haben wir während des Trailrunning-Camps im Berghaus Alpenrösli. Seine Lage hinter dem Bergdorf St. Antönien, mitten im Rätikon, ist ideal, um morgens schnell auf den Trails zu sein. Nach dem Rennen bietet der Partnunsee eine willkommene, eiskalte Erfrischung. Er ist ab dem Berghaus in 20 Minuten zu Fuss erreichbar.

Berghaus Alpenrösli mit der imposanten Sulzfluh im Hintergrund
Der Organisator

Der Organisator

Urs Baumgartner ist leidenschaftlicher Trailrunner, ausgebildeter Bergführer und Yogalehrer. Er veranstaltet im Prättigau und auf der Lenzerheide Trailrunning-Camps.

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Nadja Maurer und Thalia Wünsche

Trailrunning-Blog

Thalia Wünsche und Nadja Cantieni von Graubünden Ferien sind seit vielen Jahren leidenschaftliche Joggerinnen. In diesem Blog berichten sie über ihre ersten Trailrunning-Erfahrungen, sprechen mit Fachleuten über die richtige Ausrüstung und zeigen die besten Trails für Einsteiger*innen.