Via Valtellina.

Weitwandern auf der Säumerroute des Veltliner Weines

Fluss Vallember (Bild: © Schöne Bergtouren – Das Reise- und Outdoorportal)
Die Bergwelt Graubündens durchwandert man auf dieser einstigen Handelsroute, welche im Montafon in Österreich begann und in Tirano im Veltlin in Italien endete. Veltliner Wein, Salz, Zucker und Vieh wurden auf der Säumerroute ausgetauscht, denn vor dem Zeitalter der Autos und Bahnen war dieser Säumerweg die kürzeste Verbindung zwischen dem Bodenseeraum und Oberitalien.

Von Mario Hübner

Wer genügend Zeit hat, der wandert in sieben bis neun Tagesetappen auf den historischen Wegen die komplette Via Valtellina. Ansonsten empfiehlt sich ein Einstieg in Graubünden in Davos.

Scalettapass: Von Davos ins Engadin

Von Davos führt uns der Säumerweg über grosse Weidegebiete lange durchs sanft ansteigende und stille Dischmatal in Richtung Scalettapass. Das alte Gasthaus Dürrboden am Talschluss war zu Zeiten der Säumer die einzige Herberge im Dischmatal. Der Scalettapass mit seinen 2606 m Höhe ist der höchste Punkt, über den man auf der Via Valtellina wandert.

Am Scalettapass (Bild: © Schöne Bergtouren – Das Reise- und Outdoorportal)
Gasthaus Dürrboden (Bild: © Schöne Bergtouren – Das Reise- und Outdoorportal)

Eine einfache Schutzhütte am Übergang ins Engadin gewährt bei einem schnellen Wetterwechsel den Wanderern im Notfall Unterschlupf vor den stürmischen Elementen der Albula-Alpen. Die Via Valtellina leitet von hier hinab ins Val Susauna.

Oberengadin: Zwischen Bauernhäuser und Palästen

Aus dem einsamen Val Susauna führt der Säumerweg über S-chanf, Zuoz und Samedan. Auf diesem Abschnitt der Via Valtellina trifft man immer wieder auf den Glanz der alten Zeiten vor dem ersten Weltkrieg, wo viele prachtvolle Herrenhäuser und Hotels entstanden sind und zum grossen Teil bis heute bewahrt wurden. Von Pontresina gelangt der Wanderer zum Morteratschgletscher, bevor es hinauf zum Berninapass geht.

Morteratschgletscher (Bild: © Schöne Bergtouren – Das Reise- und Outdoorportal)

Berninapass: Tor zum Puschlav

Der legendäre Berninapass mit seinen 2328 m Höhe ist wohl einer berühmtesten Schweizer Pässe. Motorradfahrer und Mountainbiker lieben ihn wegen seinem Abwechslungsreichtum und bei den Fahrgästen der Rhätischen Bahn ist er weltbekannt.

Der Weg zum Berninapass hinauf führt auf einer der schönsten Bahnstrecken der Welt. So ist es nicht verwunderlich, dass die Bahnstrecken Albula und Bernina seit 2008 zu der Kernzone des UNESCO-Welterbes RhB (Rhätische Bahn) gehören.

Lago Bianco (Bild: © Schöne Bergtouren – Das Reise- und Outdoorportal)

Im Norden des Puschlavs (Valposchiavo) geniesst man von der Alp Grüm den Ausblick auf den mächtigen Palügletscher der Berninagruppe, während im Süden hinter dem Lago di Poschiavo das Veltlin mit seinen Weinreben beginnt. Der Mittelpunkt des Puschlavs ist das kleine Städtchen Poschiavo, wo den Besucher in diesem landwirtschaftlich geprägten Tal eine Vielzahl regionaler Spezialitäten erwartet.

Alp Grüm (Bild: © Schöne Bergtouren – Das Reise- und Outdoorportal)

Alpe San Romerio: Paradies über der Valposchiavo

Aus eigener Kraft muss der Aufstieg zur Alpe San Romerio (1800 m Höhe) und seiner schönen Kirche aus dem 11. Jahrhundert bewältigt werden. Je nach Ausgangspunkt und ohne das Postauto ist es eine Wanderung von zwei bis drei Stunden zu diesem hübschen Ort mit Tiefblick auf den Lago di Poschiavo und den Gipfeln des Berninamassivs.

Alpe San Romerio (Bild: © Schöne Bergtouren – Das Reise- und Outdoorportal)

Im Rifugio Alpe San Romerio werden die Gäste von Gino und seinem Team verwöhnt. Regionale Speisen, Getränke und allerlei Hausgemachtes werden zur Stärkung der Wanderer oder Mountainbiker angeboten. Selbst angesetzter Grappa, hausgemachte Teigwaren, Salate und Kräuter aus dem eigenen Alpengarten sorgen für eine frische Küche.

Dazu geniesst man an diesem kleinen Paradies auf der Sonnenterrasse ein unten im Tal gebrautes Bier oder der Weinfreund lässt sich einen Veltliner Wein munden und tankt neue Kraft. Die Alpe San Romerio ist der ideale Ausgangspunkt für Bergwanderungen über der Valposchiavo und so lassen sich hier oben in dieser Einfachheit unbeschwert drei bis vier Tage in der Natur verbringen.

Die Gastfreundschaft, die regionalen Spezialitäten von Gino mit seinem Team und das schöne Bergpanorama verwöhnen die Ruhe Suchenden, die Weingeniesser und die Bergwanderer. Nach einem guten Schlaf sind es nur noch knapp eineinhalb bis zwei Wegstunden zu Fuss bis zur Landesgrenze und italienischen Boden.

Abstieg in die Valposchiavo (Bild: © Schöne Bergtouren – Das Reise- und Outdoorportal)

Anschliessend beginnt ein längerer Abstieg ins Veltlin, welcher zwischen Weinreben und Apfelplantagen oberhalb des italienischen Städtchen Tirano durchführt und hier im Land des Veltliner Weines endet auch die schöne Weitwanderung auf der Via Valtellina.

Mario Hübner

Autor.

Mario Hübner

Gebürtiger Berliner. Seit seiner Jugend lassen Ihn die Berge nicht mehr los. Das Zelt ist sein Lieblingshotel: selbst im tiefsten Winter. Auf seinem Portal berichtet er über seine Erlebnisse in den Alpen und auf der ganzen Welt.