Mini-Auszeit mit maximalem Erlebnis.
In 2 Tagen von Lavin nach Maloja langlaufen
Von Mike Frei
Kinderfreie Zeit im Winter geniessen meine Frau und ich am liebsten auf der Loipe – kombiniert mit einer Prise Genuss. Ausschlafen, rumhängen, netflixen? Nein. Das ist nichts für uns. So freuen wir uns auf die zwei kommenden Tage, an denen meine Schwiegereltern unsere Töchter hüten. Diesmal soll es noch sportlicher und abenteuerlicher werden.
Unser Plan: In zwei Tagen von Lavin im Unterengadin bis nach Maloja langlaufen.
Von Lavin nach Maloja. Dorthin, wo jeweils am zweiten Märzwochenende 14'000 Teilnehmende zum legendären Engadin Skimarathon starten. Das Tourenportal spuckt uns 69 Kilometer und 720 Höhenmeter aus. Hoppla, unsere Beine werden bereits beim Anblick dieser Zahlen schwer.
Am Vorabend packen wir die Rucksäcke für unser Mini-Abenteuer – frei nach dem Motto «Reduktion auf ein Minimum». Elegante Abendgarderobe? Bleibt zu Hause. Buch? Bleibt zu Hause. Fotokamera? Sie wissen schon ... Der Zeiger der Waage bleibt bei fünf Kilogramm stehen. Das sollte passen.
Tag 1.
Kilometer Null bei Lavin
Als wir in Lavin aus dem Zug der Rhätischen Bahn steigen, empfangen uns fast frühlingshafte Temperaturen. Auf gehts! Wir laufen patgific los – im Wissen, dass der eine oder andere Kilometer und Anstieg auf uns wartet. Zwischen Lavin und Zernez verläuft die Loipe meistens durch den Wald. Ständiger Begleiter ist der Inn.
Höhenmeter sammeln
Ab Zernez ist Schluss mit Warmlaufen. Die Loipe steigt steil an und verschwindet in einem idyllischen Wald. Wir laufen hoch über dem Talboden und geniessen – trotz Anstrengung – die Ruhe. Bei einem Aussichtspunkt gönnen wir uns das Mittagessen: Ein Müsliriegel, ein Cola-Power-Gel-Shot und ein Schluck Bergquellwasser. Weiter gehts bis nach S-chanf, wo die Teilnehmenden des Engadin Skimarathons erschöpft über die Ziellinie laufen.
Auch wir spüren die Strapazen. Noch sieben Kilometer bis nach La Punt-Chamues-ch. Nebst den berüchtigten «Golanhöhen» kommt uns der fiese Malojawind in die Quere. Wir kämpfen, wir leiden – und erreichen ziemlich fix und fertig unser Etappenziel.
Zwetschgenwähe und schwitzen
Eine Zwetschgenwähe und einen Cappuccino später fühlen wir uns schon ein bisschen fitter. Für den Rest des Genussprogramms sorgt das Hotel Gasthaus Krone. Absolut empfehlenswert. Zuerst schwitzen wir in der Sauna die Verspannung aus unseren Muskeln, danach stärken wir uns mit einem sehr feinen Abendessen – Dessert inklusive. Hier wäre das Motto «Reduktion auf ein Minimum» falsch gewählt.
Tag 2.
Frisch gewachst und mit Rückenwind
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit regionalen Spezialitäten setzen wir unsere Langlauftour fort. Dank Rückenwind und von Colani Sport perfekt gewachsten Skis kommen wir zügig voran. So richtig im Flow, entscheiden wir uns in Samedan für einen kurzen Umweg. Wir verlassen die Originalstrecke des Engadin Skimarathons und laufen auf der Traumloipe durch den Stazerwald. Nomen est Omen, denn diese Loipe mit unzähligen Spalier stehenden Arven und Bergföhren ist ein echter Traum.
Schlussspurt über die Engadiner Seen
Nach dem Stazerwald folgt der letzte Höhepunkt unserer Tour: Die breiten Loipen über die gefrorenen Engadiner Seen. Diese Weite und das Panorama! Drei Kilometer vor Maloja laufen wir an der Siedlung Isola vorbei. Dem feinen Heidelbeerkuchen des Restaurants Lagrev können wir nicht widerstehen. Letzte Pause, bevor wir zum Schlussspurt ansetzen. Wir lachen über den starken Seitenwind und überqueren die Startlinie des Engadin Skimarathons. Wir sind im Ziel.
Unser Fazit? Wir werden bald wieder unsere Rucksäcke packen und einfach loslaufen. Wer weiss, vielleicht hüten die Schwiegereltern ja sogar drei Tage?
Autor.
Mike Frei
Mike Frei ist stolzer Churer, gerne sportlich unterwegs und entdeckt alleine oder mit seiner Familie immer wieder neue Orte in Graubünden.