Grenzenloses Pistenvergnügen.
Snowsafari Engadin
Diese Morgenstimmung: Raureif, etwas Bodennebel – und dann flutet Sonnenlicht das Tal. Da will man einfach raus.
Ueli Lamm
Jede freie Minute auf der Piste
Zarter Nebel liegt über den Engadiner Seen. Ueli Lamm ist früh unterwegs, bereit für eine Reise quer durch die beiden St. Moritzer Skigebiete, Corvatsch und Corviglia. Auf den Bergen vor seiner Haustüre hat Ueli schon als kleiner Bub unzählige Stunden verbracht: als Skirennfahrer, als Kameramann beim Versuch, mit Freunden die bekannten Skifilme der 70er-Jahre nachzuahmen – und seit 30 Jahren als passionierter Snowboarder. «Wir hatten jeden Nachmittag schulfrei. So kamen wir früh zum Skifahren und waren eigentlich immer im Schnee», erinnert er sich.
Natur und Sport
Ueli Lamm führte jahrzehntelang das traditionsreiche «Lamm Cashmere Haus» seines Vaters in St. Moritz, wo er geboren und aufgewachsen ist. Seit seiner Pensionierung widmet er sich voll und ganz seinen Hobbys. Diese stehen wie bei den meisten Einheimischen ganz im Zeichen von Natur und Bewegung: Langlauf, Bogenschiessen, Golf – vor allem aber: leidenschaftlich Snowboarden.
Hundertmal hochgelaufen, hundertmal hingefallen – der Einstieg als gut 40-Jähriger war nicht einfach.
Ueli Lamm
Vom Neffen zum Snowboarden inspiriert
Seit Anfang 90er-Jahre reihen sich neben Langlaufski und Golfschlägern auch noch Snowboards in Uelis Keller. Auf das Brett gebracht hat ihn sein Neffe Reto Lamm, Schweizer Snowboard-Pionier und damaliger Halfpipe-Weltmeister. «Wo ich auf Ski jeweils in ein paar Minuten unten war, brauchte ich mit dem Snowboard plötzlich eine Stunde», erinnert sich Ueli an die ersten Versuche. Aber das tolle Gefühl, mit dem Snowboard über den Schnee zu gleiten, hat ihn beflügelt – bis heute.
Ein Tausendsassa – fit wie eine junge Gämse
Uelis ruhige, ja zurückhaltende Art täuscht darüber hinweg, was dieser Mann alles auf dem Kerbholz hat. Nachdem er sich bei einem Skirennen beide Knie zertrümmert hatte, wechselte er zum Langlauf. Bis heute hat er an fast allen Engadiner Skimarathons teilgenommen. Aufgrund seines Langlauftalents nahmen ihn seine Kollegen an ein Biathlon-Rennen mit. Geschossen wurde da mit Pfeil und Bogen. Dieses Schiessgerät fasziniert ihn bis heute.
Auch auf dem Golfplatz verbringt er seit seiner Jugend viel Zeit – mit immer neuen und fantasiereichen Trainingseinheiten: Aktuell übt er auf einem Brett und einer Rolle balancierend, den Golfball mit dem Schläger zu jonglieren. «Das Verrückte ist ja, dass Snowboarden erst am Schluss von alldem dazu kam», ergänzt Ueli lachend. Tatsächlich verrückt – wenn man Ueli auf dem Snowboard sieht, könnte man meinen, er habe das schon immer gemacht.
Corvatsch oder Corviglia? Beides!
Wer zum Skifahren oder Snowboarden ins Engadin kommt, kennt es; wer noch nie da war, sei gewarnt: Angebot und Vielfalt an Pisten sind enorm, der Entscheid, auf welchem Berg man den Tag verbringen soll, entsprechend schwierig. So entscheiden sich auch viele Gäste in St. Moritz entweder für einen Tag am Corvatsch oder auf Corviglia auf der anderen Talseite. Was wenige wissen: Die beiden Berge lassen sich bestens kombinieren – an einem einzigen Tag. «Snowsafari» heisst die Lösung.
Der Blick auf den Piz Bernina und runter ins Tal – das begeistert selbst Einheimische stets aufs Neue.
Ueli Lamm
Die frühe Fahrt von Sils nach Furtschellas und die ersten Spuren auf den perfekt präparierten Pisten liegen bereits eine Weile zurück. Ueli steht auf der Gipfelterrasse des Corvatsch, ein erster Höhepunkt der «Snowsafari» – wortwörtlich: mit 3303 Metern die höchstgelegene Skistation Graubündens. Der perfekte Moment für eine erste Pause. Die Aussicht ist phänomenal und reicht ins Unendliche. Vor allem vom Blick auf das Bernina-Massiv mit den darunter liegenden Gletschern kann man sich kaum losreissen.
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Doch jetzt geht die «Snowsafari» erst richtig los. Ueli schnappt sich sein Snowboard. Es warten 1500 Höhenmeter Abfahrt runter nach St. Moritz. «Ein Zwischenhalt bei der Bergstation des Hahnensee-Lift lohnt sich», verrät der Einheimische. «Der Blick auf das Tal, die Seen wie auf einer Perlenkette aufgereiht – das ist einmalig.» Schnell ein Erinnerungsfoto geknipst – und schon entschwindet Ueli talwärts. Sichtbar ein Genuss, über das sanft kupierte Gelände und zuletzt durch die Lärchenwälder bis St. Moritz zu kurven.
Seitenwechsel: Noch mehr Sonne am Piz Nair
Die Hahnensee-Abfahrt endet am Dorfrand von St. Moritz, zur Signalbahn sind es nur ein paar Schritte. Hier wird die Talseite gewechselt. Die «Snowsafari» wird im Skigebiet Corviglia fortgesetzt. An den sonnigen Hängen am Fusse des Piz Nair wird seit Jahrzehnten Sportgeschichte geschrieben: bei Ski-Weltcups, Olympischen Spielen, Ski-Weltmeisterschaften. Ahs und Ohs ertönen in der Gondel zum Piz Nair, als diese über den Start der Abfahrtsstrecke gleitet, den legendären «freien Fall». Auch Ueli kennt die Hänge hier nur zu gut.
Früher mussten wir hier für das Slalomtraining Mal für Mal zu Fuss hochstapfen.
Ueli Lamm
«Wer gerne Pisten hinuntersaust, der findet hier auf der Corviglia ein Paradies», schwärmt Ueli. Er muss es wissen: Wo er als Junior im Skiclub zu Fuss hochstapfen musste, bringen einen heute moderne Bergbahnen in kurzer Zeit den zweiten 3000er des Tages: den Piz Nair. Angesichts der neuerlich atemberaubenden Aussicht kann man kaum anders, als auch auf diesem Gipfel zu verweilen. Sowieso eine gute Idee: «Die Pasta hier oben soll wunderbar sein», weiss Ueli. Eine gute Gelegenheit also, die Batterien aufzuladen und das Panorama zu geniessen.
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So viele verschiedene Pisten und Landschaften an nur einem Tag – das macht die Skisafari einmalig.
Ueli Lamm
Zahlen und Fakten
- 4444 Höhenmeter werden während der «Skisafari» hinuntergefahren.
- 44 Pistenkilometer werden bewältigt – mindestens.
- 18 Gastrobetriebe sorgen für kulinarische Höhenflüge.
- 2 Berggipfel der «Snowsafari» liegen über 3000 m ü. M.
Mit dem letzten Sonnenstrahl ins Tal
Nach dem Mittagessen heisst es: Nochmal anschnallen. Die weiten Hänge der Corviglia laden zum genussvollen Ritt talwärts. Wer noch genug Saft in den Beinen hat, kann die «Snowsafari» mit ein paar zusätzlichen Abfahrten verlängern. Die vielen Pisten und Sessellifte auf der Corviglia drängen sich geradezu auf. Muss man aber nicht. «Das Schöne an dieser Skireise ist, dass man jederzeit in einer guten Beiz einkehren kann – es ist also auch eine kulinarische Tour», weiss der Einheimische.
Auf den letzten Metern verengt sich die Piste, führt einer Felswand entlang durch lichten Lärchenwald. Dann plötzlich öffnet sich der Blick, das ganze Tal und das Dorf Celerina liegen einem zu Füssen. Die Sonne wirft bereits lange Schatten auf diesen letzten Metern der «Snowsafari», dieser Reise durch das Engadiner Pistenuniversum. Ueli schwingt am Dorfrand ab und schaut zurück in Richtung Piz Nair. Bevor er sich auf den Heimweg macht, zückt er sein Handy. Ein Foto auf Facebook als Erinnerung – und als Gruss an seinen Neffen Reto: «Damals wie heute: Mit dem Snowboard durchs Engadin – das wird nie langweilig».