Glückseligkeit auf dem Badus.

Skitour in die Val Maighels

Eine Gruppe auf einer Skitour in die Val Maighels
Eine Skitour in die Val Maighels ist eine Tour voller Emotionen, von Entzückung und Ergriffenheit, und eine Kurzreise raus aus dem Alltag. Der Gipfel des Badus bietet grandiose Ausblicke und die Maighelshütte leckeren Kuchen.

Von Martin Hoch

Bergführer Paul Degonda schaut über die Gipfel, er spricht keine Worte, aber seinen Blicken ist abzulesen, was er später bei einem Kaffee in der Hütte auch zu Wort bringt: «Disentis und die umliegenden Berge und Täler sind meine Heimat – das Gebiet ist schlicht fantastisch.» Der Bündner, er wuchs in Disentis auf, ist im Winter tagtäglich auf den hiesigen Schneehängen unterwegs, führt Gäste hoch zu den Gipfeln, um danach mit ihnen das Erlebnis einer Fahrt auf jungfräulichem Schnee zu teilen. Im Sommer vergrössere sich sein Gebiet, dann sei er von Chamonix bis zu den Dolomiten anzutreffen.

Disentis und die umliegenden Berge und Täler sind meine Heimat – das Gebiet ist schlicht fantastisch.

Paul Degonda Bergführer

Am heutigen Tag begrüsst er sieben Skitourengänger. Am Bahnhof von Tschamut, von wo aus die Matterhorn-Gotthard-Bahn die Tourengänger auf den Oberalppass befördert, geht es los. «Die kurze Bahnfahrt spart uns beim Aufstieg einige Meter», sagt Degonda. Die Teilnehmer dieser Skitour durch die Val Maighels, hoch zum Badus, werden es ihm später danken.

Bahnhof von Tschamut

Nach einer kurzen Fahrt in Richtung Alp Milez heissts auffellen. Der Aufstieg beginnt auf 1900 m ü. M. und dies bei idealen Bedingungen: Die Sonne scheint, der Himmel ist stahlblau. Gute 1000 Höhenmeter gilt es zu meistern. Die Gruppe setzt sich in Bewegung, verfällt bald schon in einen beruhigenden Rhythmus und ausser dem «klack, klack» der Tourengänger herrscht Stille. Eine erfüllende Zufriedenheit, inmitten dieser verschneiten Natur voller schroffer Felsen und hoher Berge sein zu dürfen, beginnt sich breit zu machen.

Die tiefverschneite Landschaft des Val Maighels

An den Osthängen des Badus

Nach etwas über einer Stunde ist die Maighelshütte, hier wird die Gruppe später einkehren, zu sehen. Doch vor Kaffee und Kuchen – ja vom besonders leckeren Kuchen der Maighelshütte träumen einige der Tourengänger bereits zu Beginn – wartet ein steiler Aufstieg hoch zum Badus. Der Name Badus stammt aus dem rätoromanischen und bedeutet «steil» oder «abschüssig». Degonda klärt auf, sagt, der Berg habe nebst Badus noch einen zweiten Namen: Six Madun. «Aber wir nennen ihn hier meist Badus.»

Die Tour führt über die Osthänge des Berges und ist gleichzeitig traumhaft und herausfordernd: Beim Autor dieses Artikel gesellt sich am nächsten Tag beim Schreiben zusätzlich zu seinem Hund Arthos, der unter seinem Bürotisch liegt, auch noch ein Kater. Ja, der gute Muskelkater ist das einzige Souvenir, auf das er gerne verzichtet hätte. Doch viel gegenwärtiger sind ihm die Ausblicke auf die Bergwelt – je höher, desto imposanter: Es sind weniger die einzelnen Giganten, die beeindrucken, es ist vielmehr die Weite, das wie ein Orchester wirkende Bild von Bergkuppen, Steilhängen, Flanken, Gipfeln und dazwischen liegenden Tälern und die Gebirgszüge, die dahinter wie mächtige Bühnenvorhänge aufragen.

High Fives auf dem Gipfel

Und dann ist der Gipfel zum Greifen nah. Die letzten Meter führen über eine abschüssige Krete, über die ein bissiger Wind peitscht. Die tatsächlichen siebzehn Grad unter Null fühlen sich nochmals gute zehn Grad kälter an. Wer nach ganz oben will, zieht nun die Skier ab und zusammen gehts hoch. Glück und Freude überkommt die Gipfelstürmer. Fotos werden geknipst, High Fives abgeklatscht, während sich am Barte des ein oder anderen kleine Eiszapfen bilden.

Gipfelkreuz auf dem Badus

Was folgt, ist der Lohn der Mühen: Endlich heissts zurück zu den Skiern, Felle abnehmen und losfahren. Paul Degonda führt die Gruppe an, gefolgt von sieben Glückseligen, und zusammen fahren sie wunderbar symmetrische Linien in den tiefen Schnee der Osthänge.

Freeriden an den Osthängen des Badus

Pausieren und schnausen

Wo im Sommer der Lai Urlaun blau glitzert, endet die traumhafte Fahrt. Dafür wartet der heiss ersehnte Kuchen in der Maighelshütte. Diese gehört der SAC Sektion Piz Terri. Trotz der Kälte, «zapfig kalt» sei es heute, meint Degonda, lassen es sich die Tourengänger nicht nehmen in der Sonne vor der Hütte auf den Tag anzustossen. Danach gehts rein in die warme Stube, schliesslich war da noch was: der Kuchen! Der schmeckt allen vorzüglich, der Kaffee wärmt willkommen und die Kombination von beidem schmeisst nochmals den inneren Motor für die letzte Abfahrt an.

Zum Abschluss heissts: Viva!

Auch der schönste Tag endet

Zum Abschluss bieten sich zwei Möglichkeiten. Eine führt nach einem weiteren 45-Minütigen Aufstieg hoch zum Piz Cavradi, runter durchs Gipfelcouloir und die steilen Nordhänge nach Tschamut. Die Zweite und die wählt die Gruppe, da die Sonne bereits hinter den höheren Gipfeln verschwindet, direkt von der Maighelshütte runter nach Tschamut.

Die Tourengänger kamen an diesem Morgen zum Bahnhof von Tschamut, weil sie raus aus dem Alltag wollten – Paul Degonda hat sie nicht nur kurz rausgeholt, er hat sie geradezu rauskatapultiert. Auch weil dieses Gebiet nicht überlaufen ist. Im Gegenteil, es ist, wie Degonda es treffend sagt: «Eine Perle für Freerider und Tourengänger.»

    Martin Hoch

    Autor.

    Martin Hoch

    Martin Hoch war über sieben Jahre auf Reisen. Wichtig waren ihm die Begegnungen mit Menschen, angetrieben hat ihn die Liebe zur Natur. Zurück in der Schweiz widmet er sich dem Reisejournalismus.

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