Kulturwanderung: Lüen - Castiel
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Die Wanderung verläuft mehrheitlich auf einem verkehrsfreien Natursträsschen. BeiGalgenbüel muss für den Aufstieg nach Parvig die Arosastrasse überquert werden.
Autor: Hansjürg Gredig, ZHAW Life Sciences und Facility Management
Details
Beschreibung
Die gemütliche Fahrt mit der Arosabahn lässt uns Zeit für Entdeckungen jeder Art. Hirsche im Frühling und Herbst zwischen Peist und Langwies oder die Erdpyramiden im tief eingefressenen Gründjitobel. Unterhalb Lüen lohnt sich ein Blick in die Schlucht der Plessur, wo eine Druckleitung aus Stahlrohr zur imposanten Kraftwerkzentrale im engen Talbodenführt. Das Kraftwerk wurde 1914 gleichzeitig wie die Arosabahn gebaut. So konnte die Bahn von Anfang an elektrischbetrieben werden. Besonders attraktiv für Besucher ist die nostalgische Werkseilbahn vom Bahntrassee zur Zentrale.
Keine Angst vor dem Galgen
Unsere Wanderung von der Station Lüen-Castiel führt zwar aufwärts – aber keine Bange,der Hausspruch am bestens erhaltenenStationsgebäude vertreibt alle Zweifel: «Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg». Da spricht der Zeitgeist, vielleicht sogar der damalige Chefingenieur Gustav Bener persönlich, der den Bau der Bahn in schwierigstem Geländetrotz vieler Rückschläge in kürzester Zeit erzwang. Nach wenigen Minuten auf der Bahnhofstrasse erreichen wir das verschlafene Lüen, fernab vom Durchgangsverkehr. Das Klima meint es gut mit Lüen, am ehemaligen Waschhaus am Weg wachsen Trauben. Auf dem kleinen Rundgang durchs Dorf fallen uns die schlichten, formschönen Holzhäuser auf. Einige wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Baumeister und Zimmermann Johannes Niggli aus dem Nachbardorf Molinis erbaut. Heute ist auch die «Besenbeiz» offen. Petra Mohr und ihr Mann haben auf dem Vorplatz eines ehemaligen Stalls ein attraktives Plätzchen geschaffen. Sogar selbst gemachter Kuchen ist im Angebot. Lüen ist unter Kennern aber für etwas Anderes bekannt: Das unscheinbare Kirchlein am Dorfrand birgt eindrückliche Malereien aus der Werkstatt des Waltensburger Meisters aus dem 14. Jahrhundert. Besonders drastisch und furchteinflössend ist die Darstellung des Kindsmordes von Bethlehem.
Wir verlassen diesen Ort der Kultur und wandern auf dem anfänglich asphaltierten, dann aber geschotterten Strässchen bergauf Richtung Galgenbüel. Der Name sagt’s unzweifelhaft: Hier auf dem Hügel an der Durchgangsstrasse – so konnten es alle sehen - wurden die schlimmsten Übeltäter gehenkt. Wie viele tatsächlich ihr Leben am Galgen von Lüen beendeten, wissen wir nicht. Lieber hat man die armen Sünder vertrieben als ihnen einen teuren Prozess zumachen.
«Glinzäli wia uf Parweig»
Wir lassen den Galgenbüel links (oder in diesemFall rechts) liegen und folgen dem Wegweiserauf der andern Strassenseite nach Parvig. Diese ziemlich flache Wiese ist eine Ausnahme im sonst mehrheitlich steilen Schanfigg. Berührt erinnern wir uns an das Schicksal des Lüener Soldaten, der einst in fremden Kriegsdiensten auf einer Wiese ein Glinzäli, eine gelbe Wiesenblume, «grad wiauf Parweig» fand – und vor Heimweh darobumgefallen und gestorben sei. Vom oberenWiesenrand von Parvig wandern wir ein Stückauf einer asphaltierten Meliorationsstrasse in Richtung Castiel. Nach dem Chatzenwald öffnet sich das Blickfeld, unter uns liegt Castiel mit dem Kirchenhügel Carschlingg. Ausgrabungen haben gezeigt, dass der Hügel bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt war. Wir setzen uns auf die einladende Holzbank und bestaunen die grandiose Aussicht. Jetzt sind wir fast am Ziel unserer Wanderung, der Weg nach Castiel hinunter auf der sanft abfallenden Wiese fällt uns leicht. Das Castieler Oberdorf von mit seinen sonnengebräunten Häusern hat sich seit Jahrzehnten kaum verändert. Das letzte Wegstück mit seinen Schatten spendenden Bäumen bringt uns zur Aroserstrasse und damit zur Postautohaltestelle. Im Dorfrestaurant Pasunna ganz vorne bei der Kirche löschen wir den Durst. Wenn grad kein Postauto fährt, haben wir die Möglichkeit, zur Station Lüen-Castiel weiter zu gehen, diesmal auf dem Fahrsträsschen.
Autor: Hansjürg Gredig, ZHAW Life Sciences und Facility Management
Geheimtipp
Besuch des Besenbeizlis in Lüen
Autor: Hansjürg Gredig, ZHAW Life Sciences und Facility Management
Ausrüstung
Wegbeschreibung
Die gemütliche Fahrt mit der Arosabahn lässt uns Zeit für Entdeckungen jeder Art. Hirsche im Frühling und Herbst zwischen Peist und Langwies oder die Erdpyramiden im tief eingefressenen Gründjitobel. Unterhalb Lüen lohnt sich ein Blick in die Schlucht der Plessur, wo eine Druckleitung aus Stahlrohr zur imposanten Kraftwerkzentrale im engen Talbodenführt. Das Kraftwerk wurde 1914 gleichzeitig wie die Arosabahn gebaut. So konnte die Bahn von Anfang an elektrischbetrieben werden. Besonders attraktiv für Besucher ist die nostalgische Werkseilbahn vom Bahntrassee zur Zentrale.
Keine Angst vor dem Galgen
Unsere Wanderung von der Station Lüen-Castiel führt zwar aufwärts – aber keine Bange,der Hausspruch am bestens erhaltenenStationsgebäude vertreibt alle Zweifel: «Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg». Da spricht der Zeitgeist, vielleicht sogar der damalige Chefingenieur Gustav Bener persönlich, der den Bau der Bahn in schwierigstem Geländetrotz vieler Rückschläge in kürzester Zeit erzwang. Nach wenigen Minuten auf der Bahnhofstrasse erreichen wir das verschlafene Lüen, fernab vom Durchgangsverkehr. Das Klima meint es gut mit Lüen, am ehemaligen Waschhaus am Weg wachsen Trauben. Auf dem kleinen Rundgang durchs Dorf fallen uns die schlichten, formschönen Holzhäuser auf. Einige wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Baumeister und Zimmermann Johannes Niggli aus dem Nachbardorf Molinis erbaut. Heute ist auch die «Besenbeiz» offen. Petra Mohr und ihr Mann haben auf dem Vorplatz eines ehemaligen Stalls ein attraktives Plätzchen geschaffen. Sogar selbst gemachter Kuchen ist im Angebot. Lüen ist unter Kennern aber für etwas Anderes bekannt: Das unscheinbare Kirchlein am Dorfrand birgt eindrückliche Malereien aus der Werkstatt des Waltensburger Meisters aus dem 14. Jahrhundert. Besonders drastisch und furchteinflössend ist die Darstellung des Kindsmordes von Bethlehem.
Wir verlassen diesen Ort der Kultur und wandern auf dem anfänglich asphaltierten, dann aber geschotterten Strässchen bergauf Richtung Galgenbüel. Der Name sagt’s unzweifelhaft: Hier auf dem Hügel an der Durchgangsstrasse – so konnten es alle sehen - wurden die schlimmsten Übeltäter gehenkt. Wie viele tatsächlich ihr Leben am Galgen von Lüen beendeten, wissen wir nicht. Lieber hat man die armen Sünder vertrieben als ihnen einen teuren Prozess zumachen.
«Glinzäli wia uf Parweig»
Wir lassen den Galgenbüel links (oder in diesemFall rechts) liegen und folgen dem Wegweiserauf der andern Strassenseite nach Parvig. Diese ziemlich flache Wiese ist eine Ausnahme im sonst mehrheitlich steilen Schanfigg. Berührt erinnern wir uns an das Schicksal des Lüener Soldaten, der einst in fremden Kriegsdiensten auf einer Wiese ein Glinzäli, eine gelbe Wiesenblume, «grad wiauf Parweig» fand – und vor Heimweh darobumgefallen und gestorben sei. Vom oberenWiesenrand von Parvig wandern wir ein Stückauf einer asphaltierten Meliorationsstrasse in Richtung Castiel. Nach dem Chatzenwald öffnet sich das Blickfeld, unter uns liegt Castiel mit dem Kirchenhügel Carschlingg. Ausgrabungen haben gezeigt, dass der Hügel bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt war. Wir setzen uns auf die einladende Holzbank und bestaunen die grandiose Aussicht. Jetzt sind wir fast am Ziel unserer Wanderung, der Weg nach Castiel hinunter auf der sanft abfallenden Wiese fällt uns leicht. Das Castieler Oberdorf von mit seinen sonnengebräunten Häusern hat sich seit Jahrzehnten kaum verändert. Das letzte Wegstück mit seinen Schatten spendenden Bäumen bringt uns zur Aroserstrasse und damit zur Postautohaltestelle. Im Dorfrestaurant Pasunna ganz vorne bei der Kirche löschen wir den Durst. Wenn grad kein Postauto fährt, haben wir die Möglichkeit, zur Station Lüen-Castiel weiter zu gehen, diesmal auf dem Fahrsträsschen.
Autor: Hansjürg Gredig, ZHAW Life Sciences und Facility Management
Anfahrt
Öffentliche Verkehrsmittel
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