Il fondo del Sacco

«Das Recht auf Glück» (the pursuit of happiness) - dieser schillernde Lockruf schallt Anfang des letzten Jahrhunderts von Amerika nach Europa bis in die entlegensten Täler des Tessins. Viele Schweizer*innen entfliehen damals der bitteren Realität von Hungerstod und Elend und verlassen den kargen Alltag der Tessiner Berge, um im fernen Kalifornien ihr Glück zu versuchen und sich kraft ihrer Hände Arbeit das Leben verdienen zu können. Manche kommen zurück, andere bleiben für immer.

«Il fondo del sacco» von Plinio Martini ist die Geschichte von Gori, einem jungen Mann aus dem Maggiatal, der seine erste Liebe verlässt, seine Familie und Freund*innen, um dem Hunger und der Allgegenwärtigkeit des Todes den Rücken zu kehren und im fernen Amerika endlich Geld zu verdienen: «...es gibt auf der Welt Gott weiss wie viele Länder, wo man es leichter hat.»

Nach 20 Jahren kehrt Gori, geplagt von bitterem Heimweh und enttäuschten Hoffnungen, ins Maggiatal zurück und findet seine ehemalige Heimat sehr verändert vor. Maddalena ist tot, die Mutter krank und der Vater alt und gebrechlich. Gori muss schmerzhaft erkennen, dass die in der Ferne ersehnte Heimat ihm selbst fremd geworden ist.

«Il fondo del sacco» ist eine Geschichte der Auswanderung, der damit verbundenen Illusionen, der falschen Hoffnungen und der Bitterkeit, der unauslöschlichen Liebe und des Heimwehs, das nie vergeht.

«Wir waren eine Insel ausserhalb der Zeit, eine letzte Handvoll Mehl auf dem Grunde des Sackes - dal fondo del sacco.»

Nach einigen Lesungen in Form einer Recherche im Teatro Sociale Bellinzona im Oktober 2017 ist «Il fondo del sacco» zum 40. Todestag von Plinio Martini ein Theaterstück geworden, in dem die bekannte Tessiner Schauspielerin, Margherita Saltamacchia, eine Montage verschiedener Ausschnitte aus dem Werk aufführt, aber auch vorliest und dabei von Daniele Dell`Agnola einfühlsam auf dem Akkordeon begleitet wird.