Wo Hirsche röhren.
48 Stunden im Schweizerischen Nationalpark
Text: Martin Hoch / Fotos: Nico Schaerer
Donnerstag, 09.00 Uhr: Im Tal der wilden Tiere
Wenn es aus dem Lärchenwald heraus ätzend riecht, sind die Hirsche meist nicht weit weg. Denn während der Brunft machen die Hirsche mit speziellen Duftnoten auf sich aufmerksam. Und mit lautem Röhren. Ein Spektakel, das jeweils von etwa Mitte September bis Mitte Oktober zu beobachten ist. Als Kulisse dient die Val Trupchun mit gelbverfärbten Lärchen, schmalen Pfaden und grosszügigen Rastplätzen, um den Platzhirsch und seine Konkurrenten zu beobachten. Es lohnt sich, ein Fernglas dabei zu haben. Und wer mehr über die Pflanzenwelt und Geologie und vor allem über die hier lebenden Tiere erfahren möchte, schliesst sich einer geführten Exkursion an.
Ausflug – Wildarena der Alpen, 6–7 Std., Daten sind auf der Website zu finden, www.engadin.ch
Donnerstag, 16.00 Uhr: Abenteuer und Erholung
Zurück am Ausgangsort der Wanderung können sich Kinder beim Prasüras-Beizli auf dem Waldspielplatz austoben. Für Abenteuerlustige geht’s auf der anderen Strassenseite im Seilpark «Parc Alpin» rauf in die Baumkronen. Und kommt der Hunger auf, verpflegt man sich im Prasüras-Beizli oder gönnt sich dort ein Stückchen Kuchen mit Kaffee.
Essen & Abenteuer – Prasüras-Beizli in S-chanf, Ende Mai–Ende Oktober. parc-alpin.ch
Donnerstag, 20.00 Uhr: Mongolische Träume
Auf dem Camping Chapella nächtigen Eltern und Kinder gemeinsam in einer heimeligen mongolischen Jurte mitten im Wald.
Übernachten – Camping Chapella, Cinuos-chel, Miete Jurte sFr. 50.–plus Erwachsene
sFr. 15.–, Kinder sFr. 10.–. campingchapella.ch
Freitag, 09.00 Uhr: Haus der Informationen
Das vom Bündner Architekten Valerio Olgiati entworfene Nationalparkzentrum ist das Hirn des Schweizerischen Nationalparks. In Zernez wird geforscht und an der Zukunft des Parks gearbeitet. In der neuen Ausstellung (ab 3. Juni 2023) ist die Wildnis zu Hause. Vier grosse Ausstellungsräume lassen kleine und grosse Gäste in die Welt des Schweizerischen Nationalparks eintauchen. Begegnungen mit echt wilden Bewohnern sind garantiert. Für die Kleineren gibt es ein Hörspiel und spezielle Kinderstationen. Dazu sind im Nationalparkzentrum alle nötigen Informationen zu Wanderungen und Ausflügen sowie Exkursionen im Schweizerischen Nationalpark erhältlich.
Informationen – Nationalparkzentrum, Zernez, Anfang Juni bis Ende Oktober,
täglich von 8.30–18 h. nationalpark.ch
Freitag, 11.00 Uhr: Bärenspuren
Regelmässig streunen Bären aus dem benachbarten Italien durch die Wälder des Schweizerischen Nationalparks. Die Natur scheint ihnen hier genauso gut zu gefallen wie uns. Eine Begegnung mit ihnen ist aber wenig wahrscheinlich. Denn Bären sind scheue Tiere und flüchten, wenn sie Menschen hören oder riechen. Dafür erfährt man auf dem Bären–erlebnisweg, dem Senda da l’uors, auf spielerische Art mehr über die Tiere und wie sie leben. So darf man sich neben eine lebensgrosse Bärenstatue aus Arvenholz stellen und staunen, wie gross die Tiere sind. Das Biosphärenreservat organisiert regelmässig geführte Exkursionen.
Ausflug – Bärenerlebnisweg «Senda da l’uors», S-charl, ab Postautohaltestelle Ravitschana, Dauer ca. 2 Std. biosphaerenreservat.ch
Freitag, 13.00 Uhr: Bärenhunger
Am Ende des Bärenerlebniswegs kommen Engadiner Würste, Roggenbrötli und Gemüse zum Einsatz – denn das kleine Abenteuer hat so richtig hungrig gemacht. Eine gepflegte Feuerstelle mit Feuerholz, Tischen und Bänken findet sich neben dem Museum Schmelzra. Bun appetit, an Guata!
Essen – Feuerstelle beim Museum Schmelzra, S-charl, Brennholz vorhanden, Lage halb sonnig, halb schattig unter Bäumen.
Freitag, 16.00 Uhr: Blei, Silber und Bären
Das Museum Schmelzra zeigt im Erd- und Untergeschoss die Vergangenheit des Tals als Abbaugebiet von Silber und Blei. Im Dachstock dreht sich alles um Bären – schliesslich lebten hier in den Wäldern bis 1904 die letzten ursprünglichen Bären der Schweiz.
Entdecken – Museum Schmelzra, S-charl, Mitte Juni bis Mitte Oktober, täglich 14–17 h, Sa und Mo geschlossen. schmelzra.ch
Samstag, 09.00 Uhr: Auf dem Entdeckerpfad
Die Nationalpark-App herunterladen und los geht der Spass in Richtung Kinderpfad Champlönch. Sobald der Ruf des «Kuckucks» erklingt, folgt eine Geschichte zum Schweizerischen Nationalpark – über Parkwächter, einen Parkgründer, Gämse, Murgänge oder Murmeltiere. Der Weg und die Geschichten führen mitten in der Natur hoch zum Ofenpass, wo im Hotel Parc Naziunal Il Fuorn feine, urchige Kost und kühle Getränke auf den Tisch kommen.
Wandern – Haltestelle «P1 Champlönch» –
«P6 Il Fuorn», 5 km, 2 Std., Buch mit Audio-CD zum Pfad erhältlich. nationalpark.ch
Autor.
Martin Hoch
Martin Hoch war über sieben Jahre auf Reisen. Ob mit der Bahn, Bus, Segelschiff oder umgebautem Bus, wichtig waren ihm die Begegnungen mit Menschen, angetrieben hat ihn die Liebe zur Natur. Zurück in der Schweiz widmet er sich dem Reisejournalismus unter anderem in Zusammenarbeit mit Transhelvetica, mit welchen auch dieser Content entstand.